von Birgit Oppermann & Tobias Freund
Einfach hinsetzen und losspielen? Wenn du im Freundeskreis oder in der Familie spielst, ist das kein Problem. Wenn die einzelnen Spieler:innen sich jedoch noch nicht kennen und ihr eine längere Kampagne plant, kann eine sogenannte Session Zero sinnvoll sein. In dieser Vorbereitungssitzung besprecht ihr, in welche Richtung das Spiel gehen soll und was den einzelnen Spieler:innen und auch der Spielleitung wichtig ist.
In diesem Artikel erfährst du, wofür eine Session Zero gedacht ist, was sie beinhalten kann und in welchen Situationen sie sinnvoll ist.
Was ist eine Session Zero im Rollenspiel?
Die Session Zero ist ein erstes Treffen mit der Spielgruppe, bei dem ihr Vorbereitungen für das eigentliche Spiel trefft. In der Session Zero besprecht ihr, welche Vorstellungen, Grenzen und Rollenspiel-Stile die einzelnen Beteiligten haben. Ihr klärt Organisatorisches, erstellt die Charaktere und klärt grundsätzliche Regelfragen. Außerdem kann die Spielleitung in der Session Zero schon das Setting und die wichtigsten NSCs vorstellen. Wenn all das geklärt ist, kann das Spiel beim nächsten Treffen direkt losgehen.
Eine Session Zero hat einige Vorteile:
- Die Session Zero ist vom eigentlichen Spiel abgetrennt. So könnt ihr alle offenen Fragen klären und beim nächsten Treffen direkt tief ins Spiel eintauchen.
- Die Spieler:innen lernen sich in Ruhe und außerhalb des Spiel kennen.
- Alle können ihre persönlichen Vorlieben und Grenzen im Spiel klar benennen, sodass es später seltener zu Konflikten und Enttäuschungen kommt.
- Ihr stellt sicher, dass alle ungefähr auf einer Wellenlänge sind und die gleichen Grundprinzipien im Spiel mögen. Das fördert das Zusammenspiel.
- Die Spielleitung hat noch vor dem Spiel die Gelegenheit, das Abenteuer an die Wünsche der Gruppe anzupassen.
- Durch die Vorbesprechung schafft ihr eine Verbindung zwischen den Charakteren untereinander und zur Spielwelt. Das intensiviert später das Spiel.
So baust du eine Session Zero auf
Damit die Session Zero zu einem Erfolg wird, kannst du so vorgehen:
- Wenn sich nicht alle Spieler:innen kennen, startet ihr am besten mit einer Vorstellungsrunde.
- Dann könnt ihr grundsätzliche Fragen, Wünsche und Ziele beim Rollenspielen klären. Dazu kommen wir im nächsten Absatz noch genauer.
- Wenn die Spieler:innen ABOREA noch nicht kennen, erklärst du jetzt die grundlegenden Regeln. Bei erfahrenen ABOREA-Spieler:innen könnt ihr über mögliche Hausregeln und Anpassungen sprechen.
- Im nächsten Schritt erstellt ihr gemeinsam die Charaktere oder klärt Detailfragen zu schon bestehenden Charakteren. Besprecht auch, woher sich die Spielercharaktere kennen oder ob sie sich im ersten Abenteuer erst kennenlernen sollen.
- Auch organisatorische Fragen sollten in der Session Zero geklärt werden: Wie häufig trefft ihr euch? Gibt es feste Spieltermine oder vereinbart ihr jeweils nach einem Treffen den nächsten Termin? Wer sorgt für Snacks und Getränke? Wie lange spielt ihr und gibt es Pausen? Sollen die Handys während des Spiels ausgeschaltet bleiben oder sehr ihr das nicht so eng? Wer macht Notizen?
- Zum Abschluss kannst du den Start des geplanten Abenteuers anteasern. Gib einen groben Abriss über die Welt, in der sich die Spielercharaktere bewegen, und über wichtige NSCs, die sie schon kennen könnten. Beschreibe dann die Startszene deines Abenteuers und lasse sie als Cliffhanger stehen. An dieser Stelle steigt ihr dann im ersten Spielabend direkt ein.
Wünsche, Ziele und Grenzen im Rollenspiel
Pen&Paper-Rollenspiele wie ABOREA sind ein wundervolles Hobby, das sich sehr individuell ausgestalten lässt. Manche Spieler:innen lieben ausgiebige Kämpfe, andere stehen besonders auf Rätsel, wieder andere mögen es, wenn es Zeit für intensives Charakterspiel gibt. Manche Gruppen mögen klar geführte Abenteuer, bei denen sie genau wissen, was zu tun ist. Andere lieben offene Sandbox-Systeme, in denen sie jederzeit selbst entscheiden können, welchen Impulsen sie nachgehen wollen. Je genauer ihr diese Vorlieben der anderen kennt, umso mehr Spaß werdet ihr später im gemeinsamen Spiel haben. Sprecht deshalb über Vorlieben und Wünsche beim Spielstil!
Auch persönliche Grenzen sind wichtig. Welche Themen sollen nicht oder höchstens sehr oberflächlich vorkommen? Besonders sensible Themen können zum Beispiel Folterszenen oder Sexszenen sein. Es kann aber auch sehr persönliche Abneigungen und Tabuthemen geben. Vielleicht wünscht sich jemand mit einer Spinnenphobie, dass keine spinnenartigen Monster vorkommen. Oder eine Person mit einem Alkoholproblem möchte keine Trinkgelage spielen. Sprecht über solche persönlichen Tabus und haltet euch zuverlässig daran! Schließlich soll das Abenteuer allen Spaß machen.
Klärt auch, wie ihr mit Regelfragen und Konflikten umgehen wollt. Soll es eine Pause geben, wenn Regeln zu klären sind? Oder spielt ihr erst die Szene zu Ende und sprecht dann über den Regelkonflikt?
Auch die Verteilung von Erfahrungspunkten ist ein paar Sätze wert: Sollen zum Beispiel alle Spieler:innen die gleiche Menge an Erfahrungspunkten bekommen oder wollt ihr gutes Spiel mit zusätzlichen Punkten belohnen? Und bekommen auch Spieler:innen Erfahrungspunkte, die bei einem Treffen nicht dabei sein konnten?
Braucht meine ABOREA-Gruppe eine Session Zero?
Über Sinn und Notwendigkeit einer Session Zero gibt es sehr unterschiedliche Meinungen in der Rollenspielszene. Die einen halten sie für eine absolut notwendige Spielvorbereitung, die anderen sehen sie als überflüssig, nervig und womöglich sogar schädlich an.
Um zu entscheiden, ob deine ABOREA-Gruppe eine Session Zero braucht, helfen dir diese Gedanken:
- Je besser ihr euch kennt und je vertrauensvoller ihr miteinander umgeht, umso weniger braucht ihr eine Session Zero. Wenn ihr euch dagegen noch nicht kennt und unterschiedliche Spielerfahrungen mitbringt, kann die Session Zero sehr sinnvoll sein.
- Wenn ihr nur gelegentlich einen Abend lang spielen wollt, braucht ihr vermutlich keine Session Zero. Vor dem Start einer langen Kampagne kann das anders aussehen.
- Zwischen „ganz“ und „gar nicht“ gibt es Zwischenschritte: Eine Session Zero muss nicht unbedingt einen ganzen Abend lang dauern. Ihr könnt auch einfach in der ersten Stunde die wichtigsten Fragen klären und dann zügig losspielen.
- Wenn du dir unsicher bist, frage deine Spieler:innen im Vorfeld, ob sie gerne eine Session Zero möchten und welche Themen dort behandelt werden sollen.
Welche Erfahrungen hast du mit einer Session Zero gemacht? Erzähle uns gerne in den Kommentaren davon!