Viele Sagen und Geschichten ranken sich um den Frostphönix, der auf Schwingen aus Eis über den Casnewydd und die Anhöhen des Ghalgrat fliegt und das Land mit einer glitzernden Schicht aus Eis und Reif überzieht.
Gelehrtere Menschen behaupten, die Geschichten wären nur dazu gedacht, an den Feuern ein wenig Gruselstimmung zu erzeugen, um sich die Winterabende nicht zu lang werden zu lassen. Doch es sind die einfachen Menschen, die ihr Leben weniger in den Stuben und mehr draußen unter freiem Himmel verbringen, die widersprechen. Sie haben die mit einer tödlichen Eisschicht bedeckten Leiber der Unglücklichen gesehen, die das Pech hatten, den Flug des Phönix zu kreuzen und die im Frost ihr Leben ließen.
Manch einer behauptet, der Frostphönix entstehe jedes Jahr aufs Neue aus den tiefen Wassern des Nachtsees, wenn die Nymphen unterm Sternenhimmel tanzen. Andere sagen, es braucht nicht viel mehr, als eine spiegelnde Fläche und einen eisigen Wind, um den Phönix auferstehen zu lassen.
Die Wahrheit wird wohl wie immer irgendwo dazwischen liegen. Doch sicher ist, dass der aus hellem Frost bestehende Vogel, der auf Schwingen aus Eis und Raureif über den klaren Nachthimmel zieht, nur dann zu fliegen vermag, wenn keine Wolke den Blick auf die Sterne verstellt und der Winter das Land in seinem eisigen Bann gefangen hält.
Dann schaffen die Bauern ihr Vieh in die Unterstände und verbergen sich und ihre Familien vor dem todbringenden Schwingenschlag des Frostvogels. Erst die Morgensonne vermag das Eis zu schmelzen. Und der Frostphönix vergeht zu nichts als Wasser, um in der Kälte der nächsten Raunacht erneut zu entstehen.
In den ganz alten Legenden der Hirten des Ghalgrat heißt es, dass der Frostphönix auf der nie endenden Suche nach Wärme und Leben ist. Dazu verflucht, auf ewig zu frieren und niemals mehr aus Feuer geboren und zu Asche werden zu können, um als Flamme erneut zu entstehen. Stattdessen bringt er nur den eisigen Tod all jenen, die das Pech haben, ihm auf seiner verfluchten Suche zu begegnen. Er wird geboren aus Wasser und Kälte, erhebt sich zu Eis und Frost, nur um mit dem ersten Sonnenlicht erneut zu Wasser zu vergehen.
Wer genau ihn zu seinem Dasein verfluchte, das vermag auch die älteste Geschichte nicht mehr zu berichten, aber dass es einen Streit gab zwischen den Nymphen und dem Phönix, als er noch ein Wesen des Feuers war, das ist wohl überliefert.
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