Der Dungeon wurde gefunden und geplündert und nun will die Beute verkauft werden. Wo könntet Ihr das besser tun als im nächst gelegenen Dorf?
Doch wie sieht so ein Dorf eigentlich aus? Was muss ich beachten und wie zeichne ich das Ganze? Lasst es mich mit „Teil 3: Dörfer“ erklären.
Dörfer und Städte sind für viele Spielleiter noch abschreckender als Dungeons. Das liegt meistens an der Unzahl Nichtspielercharaktere, die benötigt werden, sowie an den vielen Details, in denen man sich leicht verliert. Aber keine Sorge, denn mit den folgenden Tipps wird Euch geholfen.
Doch zuvor machen wir uns auch hier noch ein paar einleitende Gedanken.
Für wen ist die Karte? Wollt Ihr sie als Spielleiter nutzen oder ist sie zur Herausgabe an die Spieler gedacht?
Falls Ihr die Karte als SL verwenden wollt, folgt wie in „Kartenzeichnen leicht gemacht, Teil 1“ und Teil 2 einfach den unten beschriebenen Schritten.
Falls Ihr die Karte allerdings Euren Spielern geben wollt, fertigt wieder zwei Exemplare an. Eine für Euch, eine für die Spieler.
Während Eure Karte so genau und detailliert wie möglich sein sollte, befolgt für die Spielerkarte von den sieben Schritten nur die Schritte eins bis fünf.
Arten von Dörfern
Es gibt unterschiedliche Arten von Dörfern. Die meiner Meinung nach wichtigsten und gängigsten werde ich kurz erklären:
Streusiedlung
Siedlung ohne Ortskern. Die Gebäude verteilen sich oft über eine größere Fläche und sind vor allem in Gegenden mit viel Landwirtschaft zu finden.
Straßendorf
Linear aufgebautes Dorf, das entlang der Straße und ohne zentralen Platz gebaut wurde. Oft an Nebenstraßen und in Gegenden mit viel Landwirtschaft zu finden.
Kirchdorf/Marktdorf
Dorf mit Kirche oder Markt als zentralem Element. Vor allem in der Nähe von Handelswegen und in Reichweite von Städten zu finden.
Angerdorf
Ein Dorf, mit einem Dorfplatz als zentralem Element. Meist mit einem Brunnen oder Löschteich in der Mitte. In einigen Fällen verläuft auch eine Straße über/durch diesen Platz. Klassisches Handwerkerdorf (Bergbau, Holzfäller).
Dorfkarte in 7 Schritten
Schritt 1: Die Umgebung
Was Ihr Euch vor dem Zeichnen unbedingt klar machen solltet, ist die Umgebung des Dorfes. Diese hat direkten Einfluss auf die Bauart und Gebäudeverteilung innerhalb des Dorfes.
Liegt das Dorf an einem Fluss, einem Wald oder einem Berg? Schauen regelmäßig Orks vorbei? Liegt Euer Dorf an einer Straße? Kommen oft Reisende vorbei und wie weit ist es bis zum Nachbardorf? Dies sind alles Gedanken zum Einstieg, die Euch helfen, das Dorf zu planen.
In unserem Fall gehen wir von einem Angerdorf mit einem kleinen Bach aus, gelegen am Waldrand eines kleineren Waldes. Es führt eine kleine Nebenstraße durch das Dorf, weswegen es nicht an Händlern, Reisenden und Banditen in der Umgebung mangelt.
Nehmt Euch ein Blatt Papier und zeichnet die Außengrenzen des Dorfes ein. Nehmt dazu einen Bleistift, orientiert Euch an euren Überlegungen und dann zeichnet drauf los. Lasst an den Rändern etwas Platz, um Elemente außerhalb des Dorfes wie einen Berg oder nahen Wald anzudeuten oder je nach Maßstab auch detaillierter zu zeichnen. Nehmt für Flüsse einen blauen Stift und zeichnet zusätzlich zum Verlauf auch die Fließrichtung mit ein. Für Wald oder Berge reichen im Normalfall farbliche Andeutungen.
Schritt 2: Ein-/Ausgang, Straßen und Wege
Nachdem Ihr Euch die Umgebung des Dorfes erdacht habt, beginnt die Arbeit am Dorf selber. Zwei der wichtigsten Elemente in einem Dorf sind Straßen/Wege und damit verbundene Ein- und Ausgänge. Neben der offensichtlichen Funktion dienen diese als Orientierungspunkte und Maßgabe bei der Größe Eures Dorfes.
Um sie einzuzeichnen, nehmt einen Bleistift und zeichnet Eure Straße je nach Art und Größe des Dorfes entsprechend. Bedenkt hierbei, dass manche Dörfer Sackgassen sind und dass es in manchen Dörfern auch mehrere Ein- und Ausgänge geben kann. Zeichnet als nächstes vorsichtig einige Wege ein. Die Wege dienen als Hilfslinien, an denen Ihr Euch während des Zeichnens orientieren könnt.
Schritt 3: Die Bewohner/Nichtspielercharaktere
Bevor Ihr nun mit dem Zeichnen von Gebäuden und Strukturen anfangt, macht Euch einige Gedanken über die Bewohner des Dorfes:
Sind die Bewohner arm oder reich, eher Bauern und vielleicht sogar Selbstversorger oder eher Handwerker, die vorwiegend vom Handel leben? Sind die Dorfbewohner im Grunde mutig und vielleicht sogar aufmüpfig oder eher ängstlich und ruhig?
Wie hilfsbereit sind sie? Wer lebt in diesem Dorf? Ausschließlich Menschen, die Fremden gegenüber zurückhaltend sind? Oder leben dort Zwerge, Menschen und andere Völker gemischt? Wie aufgeschlossen sind die Bewohner Fremden gegenüber und an was glauben sie?
Notiert Euch Eure Überlegungen auf einem separaten Zettel.
Schritt 4: Was ein Dorf braucht
Wer lebt denn nun so alles in Eurem Dorf? Anhand Eurer vorherigen Überlegungen sollte Euch dieser Schritt recht einfach fallen.
Ein Bauerndorf braucht vor allem Bauern, gegebenenfalls einen Müller, einen Schmied für Werkzeuge, einen Krämer, einen Bäcker, Schreiner und dergleichen.
Ein Handwerkerdorf wird mehr als nur einen Schmied und mehr als nur einen Krämer haben. Wahrscheinlicher sind mehrere Handwerker, Händler und Tagelöhner.
Zusätzlich benötigen Dörfer mit einem vorherrschenden Glauben natürlich auch einen Geistlichen in einem Tempel oder Schrein. So ziemlich alle Dörfer haben einen Wirt mit einer schönen Taverne oder einem Gasthof. Grenzdörfer haben in aller Regel eine kleine Garnison mit einigen Soldaten.
Auch ein Bürgermeister, Dorfbüttel oder Dorfvorsteher sollte nicht vergessen werden. In manchen Dörfern haben sich auch Apotheker oder Ärzte nieder gelassen.
Nun beginnt die Hauptarbeit an der Karte. Jetzt solltet Ihr ein Blatt Papier mit einem dorfähnlichen Umriss voller Straßen und Wege und einen Notizzettel voller Überlegungen zu den Bewohnern vor Euch haben.
Fangt nun in der Mitte des Dorfes, entlang der Straße an. Den Mittelpunkt eines Dorfes (sofern es denn einen Mittelpunkt hat) bilden sehr oft ein Brunnen, ein Tempel, Marktplatz oder Forum. Das kann aber auch jedes andere, für das Dorf wichtige Gebäude sein. Um den Punkt zu markieren, zeichnet mit einem Bleistift dünn ein kleines Viereck an die entsprechende Stelle. Probiert ein bisschen herum.
Zeichnet nun entlang der Wege und verteilt die markanten Gebäude und Läden wie die Taverne, die Schmiede, die Garnison und alles, was Ihr für nennenswert haltet. Um Abwechslung zu schaffen, variiert die Grundformen der Häuser. Nicht jedes Haus ist quadratisch. Nutzt jede Form, die Euch einfällt und die Euch zweckdienlich erscheint. Vergesst dabei auch Höfe und andere Freiflächen nicht.
Achtet dabei auch auf die Lage der Gebäude. Eine Taverne befindet sich immer dort, wo man sie leicht findet und wo viele Menschen vorbei kommen, die Stadtwache wird an den Ein- und Ausgängen zu finden sein. Ein Sägewerk oder eine Mühle sind (im Falle einer Wassermühle) an einem Fluss ansässig. Falls Euer Dorf eine Garnison haben soll, ist in einigen Fällen auch eine Palisade um das Dorf denkbar, welche Ihr als dicke Linie um das Dorf darstellt.
Bei der Gelegenheit bietet es sich ebenfalls an, dem Dorf einen Namen zu geben. Dieser kann absolut beliebig sein, orientiert sich aber im Normalfall an der Umgebung oder an wichtigen Namen oder Fixpunkten. Mögliche Namen wären zum Beispiel „Flusslauf“, „Eisenbruch“, „Angerwald“ oder „Wolfsbüttel“. Die Rechtschreibung ist dabei komplett zu vernachlässigen und stört in diesem speziellen Fall nur.
Schritt 5: Sonstige Gebäude und Strukturen
Als nächstes zeichnet Ihr die Hütten für das einfache Volk, die restlichen Bewohner, Arbeiter und die vielen namenlosen Nichtspielercharaktere, die ein Dorf durch bloße Anwesenheit abrunden. Zu diesem Zweck zeichnet Ihr viele kleine und größere Vierecke entlang der Straßen und Wege und malt diese aus. In einigen Dörfern (besonders Straßendörfern) eignen sich Langhäuser sehr gut (Rechtecke).
Entfernt zum Schluss mit einem Radiergummi vorsichtig alle Hilfslinien.
Schritt 6: Legende und optionale Details
Damit Ihr selbst auch später noch wisst, wo was zu finden ist, markiert die wichtigen Gebäude mit kleinen Zahlen, Buchstaben oder bei wenigen Gebäuden auch gerne Farben. Dann legt eine Legende an, in der die Funktion des Gebäudes in kurzen Stichpunkten erklärt wird. Bei Bedarf könnt Ihr bei der Gelegenheit auch einige Stichpunkte zu den Bewohnern des Gebäudes notieren. Bei potentiell wichtigen Charakteren am besten mit Namen.
Optionale Details:
Ist dies erledigt, könnt Ihr Euch um den Detailgrad der Karte kümmern. Ihr könntet damit beginnen, auch einigen unwichtigen Plätzen und Häusern Nummern zu geben. Wenn Ihr besonders viel Spaß am Zeichnen habt, fügt der Karte auch gerne ein paar Details und Farben hinzu, zum Beispiel Marktstände, einen verlassenen Turm, Straßenbeleuchtung (je nach Wohlstand des Dorfes) und Ähnliches. Der Sinn dahinter ist, zu verschleiern was wichtig und unwichtig ist und die Spieler zum Entdecken einzuladen.
Schritt 7: Motivation und Feinschliff
Eure Karte ist hiermit rein optisch fertig. Zeit, Eurem Dorf seine „Seele“ zu verleihen. Hierzu setzt Ihr Eure Notizen, Stichpunkte und Überlegungen aus den vorangegangenen Punkten zusammen und fügt sie zu einem Gesamtbild zusammen. Dieses Gesamtbild ist vor allem dann nützlich, wenn die Spieler länger im Ort bleiben. Denn es erklärt, warum einzelne Dorfbewohner und auch die gesamte Dorfgemeinschaft bestimmte Dinge tun oder nicht tun. Habt Ihr ein solches Gesamtbild, vereinfacht es das Rollenspiel im Dorf um einiges und sorgt für den Eindruck einer durchdachten Welt – selbst, wenn das Dorf nicht wichtig ist.
Um dieses Gesamtbild zu erstellen müsst Ihr keinen Roman schreiben und auch keine ellenlangen Texte verfassen. Es reicht aus, dass Ihr Eure bisherigen Überlegungen auf Logikfehler überprüft, eventuelle Unstimmigkeiten bereinigt und das Ganze sauber abschreibt/abtippt.
Guter Rat: Ist Euer Dorf nur ein “Durchgangsdorf”, so spart Euch Schritt 7 und seid einfach beim Detailgrad in Punkt 6 etwas oberflächlicher. Andererseits verleitet ein detailliert gezeichnetes Dorf die Helden vielleicht zum Bleiben und Entdecken…
Schlusswort:
Dörfer sind verschieden, keines ist wie das Andere und die hier vorgeschlagenen Tipps sind eher für „einfache“ Dörfer gedacht. Natürlich werden Zwergen-, Elfen-, oder Hobbitdörfer wiederum komplett anders aussehen und auch menschliche Dörfer weisen je nach Region große Unterschiede auf.
Das hält Euch aber hoffentlich nicht davon ab, Euch daran zu versuchen.
Wir hoffen, Euch gefällt diese kleine Anleitung. Ihr habt Fragen, Wünsche, Kritik oder wollt Eure Karte mit der Community teilen? Schickt uns eine Mail an hallo@18.196.232.64, schreibt uns bei Facebook oder stellt euer Werk ins Forum. Wir freuen uns über jedes Feedback.
Wir wünschen Euch viel Spaß beim zeichnen