Ihre Geschichten.

Was geschah mit ihnen?

Manchmal da bleiben die kreativen Ideen einfach aus. Man durchwühlt seinen Kopf, fängt an zu träumen und schmeißt seine Fantasie an … und so richtig entwickeln will sich nichts. Da kommt hier eine Idee – vielleicht eine Person – und dann noch ein Ort … Aber das Ganze zu verknüpfen, das will nicht recht funktionieren. Der kleine Funke, der aus der glimmenden Idee lodernde Flammen macht, der fehlt noch.

Ich verrate euch, was ich in solchen Momenten tue.

Erst einmal – gerade jetzt, wo es draußen noch kalt ist – eine heiße Tasse Kaffee. Mit viel Milchschaum. Dann: die passende Musik. Neben diversen Soundtracks, die meine CD-Regale füllen, gibt es inzwischen auch unzählige Möglichkeiten, Musik zu streamen. Wenn man nach einer passenden Playlist sucht, dann wird man schnell fündig. Meine liebsten Schlagworte: Medieval, Fantasy, Skyrim, pen & paper und natürlich ABOREA… Darin findet sich immer etwas, das meine Kreativität beflügelt.

Und dann kann es losgehen.

Ich schaue mir ein Bild an, wie dieses hier, das einen Ort Jindrons zeigt, und schaue mir die Personen, die ich auf diesem Bild finde genau an. Wenn es keine abgebildeten Personen gibt, dann können es auch Tiere, Bauwerke oder Naturwunder sein. Und dann stelle ich mir eine Frage:

Was geschah mit ihnen?

Denn ich möchte die Geschichte der Menschen, der Tiere, des Bauwerks oder wovon auch immer herausfinden. Sicherlich nicht die ganze, das würde aufgrund des Alters des Kontinents jedes nur spielbare Abenteuer zeitlich sprengen. Aber einen Teil ihrer Geschichte.

Schauen wir uns einmal die beiden Personen auf dem Bild an. Wir können sie nur von hinten sehen, so bleibt unklar, ob es Männer sind oder Frauen. Ich denke, dass die linke Person eine Frau ist. Sie hat den Kopf leicht schiefgelegt und hält die Hände gefaltet vor ihrem Bauch, während sie ihren Blick auf die Gebäude, die sich in einiger Entfernung vor ihr befinden, richtet. Die rechte Person ist männlich. Er hat die Arme vor der Brust verschränkt und sein Blick wandert zwischen seiner Begleiterin und der vor ihnen liegenden Insel immer hin und her. Er scheint nervös zu sein. Angespannt.

Auf der Halbinsel befinden sich mehrere braune Gebäude, es sind Bäume zu sehen. Es geht ein leichter Wind, die Blätter an den Bäumen wiegen sanft  hin und her. Das Wasser des Meeres rauscht und prallt gegen die Klippen. Ansonsten ist es seltsam still hier. Nur die Möwen gleiten lautlos durch die Lüfte, keine anderen Tiere sind zu sehen, keine Menschenseele bewegt sich auf oder zwischen den Gebäuden der Insel. Es scheint, als würden alle schlafen.

Ja, sie schlafen.

Das ist des Rätsels Lösung. Denn auf Jindron ist vor langer Zeit eine Seuche ausgebrochen, die dafür sorgte, dass die Menschen einschlafen.

Zuerst schlafen sie noch ganz normal, dann jedoch müssen sie sich immer häufiger zur Ruhe legen. Bis sie irgendwann nicht mehr aufwachen und in einen unendlichen, tiefen Schlaf fallen, aus dem sie niemand wieder zurück holen kann … Einige wenige sind der Seuche noch nicht zum Opfer gefallen. Sie leben nach wie vor in dem Örtchen. Es scheint, als würde ein dunkler Schleier über dieser Stadt liegen.

Die Frau, die wir auf dem Bild sehen, ist Ruhta, die Königstochter. Sie wurde bislang vor dieser schrecklichen Krankheit verschont. Damit sie auch weiterhin nicht davon nicht befallen wird, hat sie sich an einem anderen Ort versteckt. Ihre kostbare, adlige Kleidung hat sie abgelegt und sicher in ihrem neuen Heim verstaut. Wo ihr neues Heim sich befindet, das wissen nur sehr Wenige.

Der Mann neben ihr ist Belandur, ihr Begleiter, Beschützer und Freund. Er folgt ihr auf Schritt und Tritt und hält ein wachsames Auge auf sie. Da nicht alle der wenigen Bewohner dieses Städtchens dem Königshaus gut gesonnen sind, ist Vorsicht geboten.

Ruhta hat eine kleine Tochter, Ysindra, die sie im Unterschlupf bei Myrell lässt. Myrell ist ihre Magd und sorgt für volle Bäuche, eine warme Stube und das eine oder andere Lachen auf dem Kindergesicht. Die Zeiten sind hart, gerade, wenn man immerfort in der Angst leben muss, gefunden zu werden. Krank zu werden.

Ewig zu schlafen.

Ruhta wirft einen letzten, bekümmerten Blick auf die ihr nur zu gut bekannten Gebäude.
Als sie noch ein kleines Mädchen war, herrschte quirliges Leben in der Stadt, die Menschen waren zufrieden und es herrschte geschäftiges Treiben. Musik wurde gespielt, das aufbrausende Meer sorgte an warmen Sommertagen für Abkühlung. Ach, wie gern sie doch mit ihren Freundinnen früher am Strand gespielt hatte. Von ihnen lebt heute keine mehr. Sie schlafen. Alle.

Belandur spricht sie sanft an: „Ruhta, wir müssen gehen. Es ist nicht mehr lang, bis die Sonne untergeht. Und die schwarzen Wolken ziehen auf. Es ist Zeit.“ Ruhtas fahle grüne Augen, die einst leuchteten wie polierte Smaragde, füllen sich mit Tränen. Sie atmet tief ein. „Du hast recht, mein Freund. Lass uns gehen“.

Doch das ist nicht die ganze Wahrheit …

Und vielleicht ist es auch nicht einmal teilweise die Wahrheit. Denn das ist doch das Besondere, das Spannende an der Welt ABOREA und am Kontinent Palea:
Dass jeder von uns seine Welt so gestalten kann, wie sie in seiner Fantasie aussieht.

Vielleicht handelt es sich bei den beiden Personen, die wir sehen, auch nicht um Ruhta und Belandur, sondern um zwei junge Burschen, die gerade dabei sind, Steine über´s Wasser hüpfen zu lassen.

Es könnten auch zwei Jäger sein, die darauf warten, dass der Wal, der häufig in der Bucht gesichtet wird, auftaucht, weil die hungrigen Bäuche der Familie auf Nahrung warten.

Möglicherweise warten sie auch gar nicht auf einen Wal, sondern auf ein Seeungeheuer, von dem man sich erzählt, dass es 8 Arme habe. Jeder davon sei so groß wie ein ausgewachsener Baum.

Was auch immer dort im Wasser wartet, wer auch immer an Land steht, welche Intention auch immer die Personen haben:

Ihr bestimmt es.
Ihr malt euer Bild selbst.
Ihr erschafft eure eigene Welt.

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