Einen Charakter machen viele unterschiedliche Dinge aus und zu etwas ganz Besonderem. Vielleicht denkst du als allererstes direkt an die bunten, unterschiedlichen Völker, die du alle aus dem Spielerheft kennst.
Ja, natürlich spielt die Eigenschaft, zu welchem Volk dein Charakter gehört, eine große Rolle. Aber es gibt noch etwas, das unabhängig von Volk, Beruf und Aussehen entschieden werden muss:
Spielst du einen Mann, eine Frau, jemanden, der ein bisschen was von beiden Geschlechter hat oder vielleicht sogar ein geschlechtsloses Wesen?
Um diese Entscheidung treffen zu können und von ihr im besten Falle sogar zu profitieren und nicht unter ihr zu leiden, solltest du mal genau in dich
hineinhorchen.
Bist du vielleicht neu beim Rollenspiel und möchtest erst einmal schauen, wie das Ganze funktioniert? Bist du noch etwas zurückhaltend und unsicher, wie das alles so abläuft? Dann ist es sicherlich keine schlechte Wahl, als Geschlecht dasjenige zu wählen, welches du selbst auch hast. Schließlich weiß jede Frau am besten, wie Frauen ticken und Männer können Männer wohl auch besser einschätzen, als Frauen. (Gleiches gilt natürlich auch für all die Geschlechterarten, die es sonst noch gibt.)
Trau dich!
Wer allerdings schon geübter ist und die eine oder andere ABOREA Runde hinter sich hat, der sollte bei seinem nächsten Charakter mal überlegen, ob es vielleicht nicht mal ein anderes Geschlecht werden soll. Als zierliche, ruhige Frau mal in den Körper eines zwei Meter großen, draufgängerischen Kriegers schlüpfen? Als “ganzer” Kerl mal die Rolle einer frischen Witwe einnehmen, die ihren Zwergenmann bei einem bitteren Unglück verloren hat?
Natürlich gilt, wie bei fast allen anderen Dingen das Rollenspiel betreffend: Achte einfach darauf, was dir Spaß macht und fordere dich auch immer mal wieder heraus! Versuche, dich darauf einzulassen und dich ganz intensiv mit deinem Charakter zu identifizieren.
So viel mehr …
Stecke Zeit in die Hintergrundgeschichte deines Charakters – selbst, wenn niemand außer dir diesen Text jemals lesen wird. Halte deine Gedanken und die Geschichte deines einzigartigen, phantastischen Charakters fest, vielleicht in einem schönen, gebundenen Notizbuch. Ihr werdet eine Bindung aufbauen und irgendwann wirst du dich darüber freuen, die Geschichte deines Begleiters im Detail nochmal lesen zu können. Selbst, wenn es erst viele Jahre später passiert.
Erzähle darin, was deinem Charakter widerfahren ist: als Kind, als Teenager, als Heranwachsender. Erzähle, was er erlebt hat. Lass hin und wieder durchblicken, weshalb er so ist, wie er ist. Gib ihm neue Marotten. Lass ihn sich verlieben. Lass ihn trauern, kämpfen und feiern.
Und lern ihn immer mehr kennen, immer noch ein kleines Stückchen mehr. Horche in ihn hinein und höre ihm zu. Und halte deine Gedanken fest. Wenn du eine Kampagne spielst, dann wird dich dieser Charakter eine recht lange Zeit begleiten. Du wirst Zeit mit ihm verbringen, viel Zeit. Ist es da nicht wünschenswert, dass du mit ihm so richtig abtauchen kannst?
Vielleicht fällt es dir am Anfang schwer, dich auf einen neuen Charakter einzulassen. Keine Sorge – das ist nichts Schlimmes und auch nicht außergewöhnlich. Viele Rollenspieler haben diese Erfahrung gemacht. Die Frage ist dann einfach: Siehst du dich in der Lage, dich noch mit deinem Charakter anzufreunden? Denk auf der Suche nach der Antwort daran, dass auch Spielercharaktere sich weiterentwickeln können. Sie sind nicht für immer so, wie du sie dir am ersten Tag ausgedacht hast. Während ihr gemeinsam durch Palea streift, erlebt dein Charakter schließlich auch Dinge, die ihn verändern können.
Na, passt´s mit euch?
Wenn du dir sicher bist, dass ihr euch verbinden könnt, dann knete dir deinen Charakter – soweit möglich – so gut es geht, wie du es brauchst. Schließlich machst du das ganze hier ja um Spaß zu haben! Und je intensiver du dich in deinen Charakter einfühlen kannst, desto mehr Spaß und Freude an dem, was ihr auf Palea erlebt, wirst du auch haben.
Sollte es so sein, dass du merkst, dass dein Charakter und du so gar nicht zusammenpassen: Sprich mit dem Spielleiter! Niemandem ist damit geholfen, wenn dir das Spielen keine Freude bereitet. Ihr werdet gemeinsam eine Lösung finden. Vielleicht wird dein Charakter ja in einer dunklen Nacht entführt und es gibt keinerlei Spuren, wohin man ihn verschleppt hat. Vielleicht werdet ihr euch irgendwann auch wiedersehen. Vielleicht ist er dann ein NSC (Nichtspielercharakter), der die Seite gewechselt hat und plötzlich für die Bösen kämpft…? Alles ist möglich – wenn du nur Bescheid sagst, was dir auf der Seele brennt.
Aber Achtung: Einen Charakter auf diese Art auszuwechseln sollte eine Ausnahme sein. Wenn es beim nächsten Mal wieder nicht passt, dann solltest du dir vielleicht Strategien ausdenken, wie du dich noch besser mit deinem Charakter verbinden kannst. Brauchst du vielleicht Musik, Kunst, Bilder oder ähnliches? Falls ja: Erschaffe sie, erschaffe all das, was du brauchst, um gemeinsam mit deinem Charakter grenzenlose Abenteuer zu erleben.
Ein letzter Tipp
Ein Tipp, der mir geholfen hat, wenn ich mich in Situationen wiedergefunden habe, in denen ich das Gefühl hatte, dass mein Charakter und ich nicht so gut zusammen passen:
Nimm dich selbst zurück und fühl dich in deinen Charakter hinein. Wie geht’ s ihm gerade? Wie war sein Tag? Wie findet er das, weshalb er gerade unterwegs ist? Ist er hungrig, verliebt, müde?
Dir liegt vielleicht gerade ein blöder Spruch auf der Zunge, aber dein Charakter hat super Manieren und würde sich niemals über andere lustig machen? Tja, das ist dann dein Problem als Spieler: Es geht gerade nicht um dich, in der Geschichte. Es geht um deinen Charakter. Wenn du einkaufen gehst, dann wirst du in den seltensten Fällen dein Schwert mit in den Supermarkt mitnehmen, um dich vor gefährlichen Orkherden zu schützen, oder? Gut, denn beim Einkaufen geht´s dann widerum um dich und nicht um deinen Charakter.
Denk immer wieder daran, warum du dich für´s Rollenspiel entschieden hast, was es so besonders macht und warum du ausgerechnet diesen einen Charakter erschaffen hast.
Und dann werdet Freunde, gehe Kompromisse ein – denn es geht nach seiner Nase – und erlebt phantastische Abenteuer zusammen!