Ehe eine ABOREA-Runde startet, wird im Regelfall ein paar Tage oder Wochen zuvor jemand zum Spielleiter bestimmt. Solltest Du – sei es durch Auslosung oder freiwillige Meldung – dieser Jemand sein und , abgesehen von den Tipps im Spielleiterheft, so gar keine Ahnung davon haben, was Du eigentlich machen sollst, dann werden Dir diese 9 Punkte hoffentlich beim Einstieg helfen.
1. Spiele mit wenigen Leuten
Du hast beim Herumfragen nach Interesse viele Zusagen erhalten? Dann verteile die Spieler besser auf mehrere Runden. Ein Spiel zu leiten kann, vor allem für Neulinge, in dem Bereich bisweilen sehr stressig sein. Für den Anfang sollten es daher, neben Dir als Spielleiter, in einer Runde nicht mehr als drei oder vier Personen auf einmal sein.
2. Überlege Dir einen Spannungsbogen
Plane vorher eine Spannungskurve und passe deine Story (und vor allem deine NSC) daran an. Am besten entsteht Spannung dann, wenn die Spieler in der Lage sind, die Stärken und Schwächen ihrer Chars auszuspielen, und wenn darauf eingegangen wird. Sollte das nicht beachtet werden, kommen schnell Langeweile und Frust auf.
3. Koordiniere die Redezeiten
Du bist als Spielleiter zeitgleich auch Moderator und Schiedsrichter – achte also darauf, dass jeder Spieler gleich viele Möglichkeiten dafür bekommt, sich ins Geschehen einzubringen. Vor allem neue Spieler solltest Du dabei direkt ansprechen, denn Einsteiger verhalten sich gerade am Anfang oft sehr zurückhaltend. Es kann schnell eine peinliche Stille entstehen, was es zu vermeiden gilt.
4. Verzettle Dich nicht
Notizen sind zwar ein guter Anfang, es kann aber auch unter die Kategorie “Zuviel des Guten” fallen; und zwar dann, wenn Du vor lauter Zetteln nicht mehr zum freien Erzählen kommst. Beschränke Dich bei Deinen Notizen für einen Spielabend am besten zunächst auf ein einziges DIN A4-Blatt. So hast Du immer alles im Blick und musst nicht ständig blättern.
5. Vermeide Monumentalerzählungen und übermächtige NSC
Ich weiß, auch als Spielleiter möchte man manchmal allzu gerne in der Gruppe mitspielen. Man baut sich einen (selbstverständlich um einiges stärkeren) Charakter und legt los, lässt die Spieler den Kampf gegen den absolut übermächtigen Erzbösewicht führen und verpasst diesem letztendlich selbst den Gnadenstoß – während der Rest der Gruppe bereits so gut wie Tod ist. Mein Rat: Mache das nicht!
Ein solches Vorgehen wertet das Erfolgserlebnis der Spieler rapide ab und stielt den Charakteren die Show. Es muss am Ende nicht immer eine Armee an Feinden aufgefahren werden, die schließlich nur von einem übermächtigen Verbündeten verkloppt werden kann. Damit dem Spannungsbogen nicht die Sehne reißt: Halte Dich zurück.
6. Übertreibe es nicht
Vor allem am Anfang kommt es oft vor, dass neue Spielleiter dem Größenwahn verfallen. Das tun sie nicht aus Böswilligkeit, sondern weil schnell das Gefühl „Spielleiter gegen Spieler“ aufkommen kann. Versuche Dich also davon nicht vereinnahmen zu lassen. Auch wenn die Spieler Deine Gegner für Deinen Geschmack etwas zu schnell besiegen: Lass ihnen den Spaß. Wenn du die Anzahl der Gegner permanent erhöhst oder mitten im Kampf am SG drehst, weil ein paar Spieler deine NSC mit hohen Würfen erledigt haben, dann sorgt das auf der anderen Seite schnell für Unzufriedenheit und Frust; obendrein riskierst Du, die Spieler zu töten – was auf gar keinen Fall das vorrangige Ziel sein sollte.
7. Beharre nicht auf dem Plot
„Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert“ – das zu sagen, wünsche ich jedem Spielleiter und Spieler. Jedoch werden es im Regelfall die Spieler sein, die diesen Satz (oder eher dessen Abwandlung „Ich liebe es, wenn der Plan des Spielleiters NICHT funktioniert!“) von sich geben. Ich weiß, Du hast Dir wahrscheinlich viel Mühe bei der Vorbereitung gegeben, eine Geschichte ausgearbeitet, NSC vorbereitet und viel Herzblut investiert; aber klammere Dich lieber nicht zu sehr daran. Halte Deinen Plot so grob, dass du im Zweifel auf alternative Orte und NSC zurückgreifen kannst. Wenn Du das tust und es souverän rüberbringen kannst, können den Eingangssatz hinterher alle am Spieltisch sagen.
8. Sei spontan
Die stärkste Emotion am Tisch ist im Normalfall die Neugierde; d. h. wenn du nicht aufpasst, drehen die Spieler auf ihrer Suche nach Geheimnissen jeden Stein um. Dem kannst Du auf zwei Arten begegnen: Entweder Du lässt die Suche ins Leere laufen (was meistens der Fall sein dürfte) oder Du überraschst die Spieler, indem Du sie etwas finden lässt. Auf diese Weise kannst Du spontan Nebenstränge in den Plot einbauen, neue NSC oder Spieler in die Gruppe einführen und ihnen interessante Gegenstände/Flüche/gemeine Dinge unterjubeln. Übertreibe es nur nicht, sonst leidet im schlimmsten Fall der Spaß darunter.
9. Gehe besonders auf neue Mitspieler ein (Pro-Tipp)
Der folgende Punkt wird leider oft vergessen, weswegen ich Ihn hier separat aufführe: Im Laufe deiner Karriere als Spielleiter wird es immer wieder vorkommen, dass sich neue Spieler der Gruppe anschließen. Diese Spieler haben unter Umständen viel weniger Erfahrung mit ABOREA oder dem Rollenspielen als Du. Wenn in einer Runde neue Leute mitspielen, versuche ich immer, den Plot um ebenjene Personen herum zu entwickeln. Damit gebe ich ihnen das Gefühl: “Du spielst einen absolut besonderen Char in einem Film, der ohne dich nicht funktionieren würde.” Dieses Gefühl kannst Du erzeugen, indem Du (durch Generieren entsprechender Szenen) die Charaktere dazu einlädst, etwas Erinnerungswürdiges oder Bedeutsames zu tun. Du kannst sie z. B. einen starken Gegner besiegen, ein komplexes Problem lösen oder der Gruppe das Leben retten lassen. Das mag am Anfang sehr gestellt wirken, aber die betreffenden Personen werden es dir danken.
Natürlich ist diese Aufzählung unvollständig – und wird es auch bleiben. Aber sollte ich Eurer Meinung nach einen Punkt vergessen haben, schreibt doch in die Kommentare oder an martin@18.196.232.64.