von Anja Eble
In den alten Zeiten herrschte Al-Rashil und er war ein grausamer und harter Herrscher in einer Zeit der magischen Wunder. Nur wenige Aufzeichnungen sind noch erhalten, denn seine schwebenden Oasen stürzten mit seinem Tod wohl zu Boden und die Zeit und der Sand verschlangen die meisten mitsamt ihren Schätzen und Bibliotheken.
Im alten Markt zeigte der gerissene Sandok mir einmal eine uralte Schriftrolle und auf der sah ich ein Bildnis des Al-Rashil, stolz im Kreise seiner schwebenden Schädel. Ein hagerer Mann war er wohl, sonnenverbrannt und mit kahlem Haupt und mächtigem Schnurrbart, aber prachtvoll gekleidet und er trug die Insignien der Macht mit stolzer Selbstgefälligkeit. Er muss mit außergewöhnlichem magischem Talent gesegnet gewesen sein.
Die schwebenden Schädel waren wohl einst mächtige Gelehrte, Berater und anerkannte Spezialisten der unterschiedlichsten Fachrichtungen, die ihm mit ihrem Wissen auch weit über ihren eigenen Tod hinaus dienten. Heute sind es gefürchtete Kreaturen, rastlos und hungrig und wer das zweifelhafte Glück hat, einem zu begegnen, der muss wohl um sein Leben fürchten.
Samuk al Ibomhil, Geschichtenerzähler auf dem Basar Keshimirs
Die schwebenden Schädel des Al-Rashil sind magische Relikte, die den Tod ihres Schöpfers überdauerten. Einst waren sie verehrte Gelehrte und nicht jeder gab seinen Körper freiwillig auf, doch Al-Rashil, ein begabter doch skrupelloser Zauberer, verdammte sie alle zu ihrem Unleben. Nach den alten Erzählungen zu urteilen, war Al-Rashil besessen davon Wissen anzusammeln, wobei sein Interesse breit gefächert war. Im Laufe seines Lebens erschuf er mehrere schwebende Inseln, die über das Land segelten wie Wolken und auf den Inseln baute er jeweils eine Bibliothek, in der er das Wissen sammelte, dessen er habhaft werden konnte. Leider erkannte er sehr schnell, dass in den Köpfen der Menschen und anderen Wesen eine Menge mehr Wissen schlummerte, als niedergeschrieben worden war. Deswegen ersann er eine Methode, die es ihm erlaubte, die Köpfe von den Körpern zu trennen, in einem zweifelhaften Zustand des Unlebens zu halten und sich untertan zu machen. Da er eine Vorliebe für schwebende Dinge hatte, erschuf er eine Vielzahl schwebender Schädel und bevölkerte damit seine Bibliotheken, Paläste und Ratsstuben.
Als er starb, stürzten die schwebenden Inseln ab, einige schnell, andere langsamer und es gibt sogar Gerüchte, die besagen, dass es noch immer eine schwebende Insel gibt, doch bestätigte Sichtungen gab es schon länger nicht mehr. Ganz ähnlich wie den Inseln erging es auch den schwebenden Schädeln. Einige stürzten ab und verwesten, andere sind bis heute erhalten, manche sogar makellos und wie lebendig den Lauf der Zeit überdauernd, stets bereit ihr Wissen jedem willfährig anzubieten. Dies sind die ungefährlichen Exemplare.
Die meisten die heute noch existieren, befinden sich in einem bedauerlichen Zustand, schrecklich anzusehen, oft nicht mehr als magisch zusammengehaltene Knochen, an denen verrottendes Fleisch baumelt oder gar Getier in leeren Schädelhöhlungen haust. Nicht wenige von ihnen sind immer noch in der Lage zu sprechen, denn auch bei ihrer Erschaffung sprachen sie nur in den Köpfen der Leute und ohne echte Stimme und so blieb vielen diese magische Gabe erhalten. Auch scheint es kaum eine Einschränkung in der Verwendung der Sprache zu geben, leider sind die meisten im Laufe der Jahre aber wahnsinnig geworden. Nicht wenige von ihnen brauchen menschliche Zuwendung, sei es Aufmerksamkeit, ein die Gedanken anregendes Gespräch oder simpler den warmen Geschmack von Blut und Fleisch zwischen den Zähnen, um weiter zu existieren. Sie sind teilweise äußerst geschickt darin, zu tarnen was sie sind, um zu bekommen, wonach sie so sehr verlangen.
Nur wenige geben sich damit zufrieden in einem Schädelhaufen hervorragend getarnt auf vorbeikommende Grabräuber zu warten, um sich dann an ihnen gütlich zu tun. Die meisten sind auch im Unleben geschickt planenden Individuen mit persönlichen Vorlieben und Spezialgebieten, viel Zeit und Langeweile, um Pläne zu perfektionieren.
Einer der bekanntesten Schädel, ein weibliches Exemplar, dass aussieht wie eine junge Frau mit langem weißen Haar, dass sich Madame Morisande nennt, ist im wahrsten Sinne des Wortes der führende Kopf eines Wanderzirkus. Auf absonderliche Spektakel spezialisiert, zieht er durch die Lande. Angeblich besitzt die Madame einige kunstvoll hergestellte Körper, die sie zu verschiedensten Gelegenheiten ausführt und ihr Horrorkabinett der Absonderlichkeiten zieht vor allem gelangweilte Höflinge in seinen Bann und ernährt die Madame und die ihren gut – auf welche Weise auch immer.
Das Orakel von Morkenhall scheint auch ursprünglich ein Kopf des Al-Rashil gewesen zu sein, aber es ist nicht klar, ob es schon immer in Prophezeiungen sprach, oder dem Wahnsinn anheimfiel. Glaubt man aber den Aufzeichnungen des Schreibers Cedri, der schon sein ganzes Leben lang in Morkenhall Buch führt, so ist die Treffsicherheit der oft rätselhaften Sprüche des Orakels beachtlich, wenn man sie zu deuten weiß und sich nicht scheut dem Orakel einen guten Schluck des eigenen Blutes oder gar einen Finger zu überlassen.
Der sprechende Kristallschädel Mesirillia von Tir Igenil ist mit ziemlicher Sicherheit ebenfalls einer der ehemaligen Ratgeber Al-Rashils. Ob er nur mit Kristallen geschmückt wurde, oder aber tatsächlich aus Kristall besteht, ließ sich bisher nicht nachprüfen, da die dortigen Elfen ihn mit Ehrerbietung und Umsicht bewachen, da er einen unermesslichen Schatz an alten Liedern birgt und diese gerne zum Besten gibt. Nicht wenige der fast verlorenen melodischen Erzählungen aus dem Anbeginn der Zeit erleben durch den singenden schwebenden Schädel eine neue Blütezeit. Doch gab es auch schon Kontroversen. Die Bedeutung einiger Geschichten scheint sich im Laufe der Zeit verändert zu haben – oder aber der Schädel beherrscht die Lieder mit mehr Strophen, als im allgemeinen Liedgut bekannt, was mancher alten Geschichte zu einem überraschenden neuen Ende verhalf, das vielleicht besser in den Tiefen der Zeit verborgen geblieben wäre.
Die Schädel, die nicht menschlichen Ursprungs sind, sind sehr selten.
Einige Schädel, wohl einfachere Exemplare mit weniger Wissen als die Berater, schienen in den schwebenden Bibliotheken oder bei Freunden des Al-Rashil als Türwächter eingesetzt gewesen zu sein. Sie versehen noch heute treu ihre Dienste und fragen nach Passwörtern oder geben Rätsel auf, vor deren Lösung der Einlass Begehrende nicht gefahrlos passieren kann. Diese Schädel sind zumeist in bedauerlichem Zustand, aber sie besitzen allesamt spitze Eckzähne, mit denen sie scheußliche Wunden zu reißen vermögen, wenn man versucht sich an ihnen vorbei zu mogeln. Nicht wenige beherrschen auch den einen oder anderen Zauber, den sie gegen Eindringlinge einsetzen. Es wurde schon von Türen in deren Vorraum scheinbar versteinerter Leute stehen erzählt, von Säure spuckenden Schädeln und von solchen, aus deren Schlund ein Schwarm ekliger Fluginsekten entströmte, der sich auf alles Lebendige stürzte.
Schwebender Schädel, Berater (SG 11)
TP 70, INI +1, Biss, KB 3, Schaden -2, Rüstung 7, Weiße Magie 8, MP 60, Klein, Nachladen 6, Schutz 1, Wissen, Zauberresistenz 2, Schatz -*.
Schwebender Schädel, Wahnsinniger Berater (SG 14)
TP 60, INI +1, Biss, KB 6, Schaden -2, Rüstung 7, Gezielte Sprüche 7, Freie Magie 7, Schwarze Magie 2, Weiße Magie 8, MP 80, Klein, Nachladen 6, Schutz 1, Wissen, Zauberresistenz 2, Schatz -*.
Schwebender Schädel, Wächter (SG 12)
TP 50, INI +1, Biss/Säurestrahl, KB 6/6, Schaden -1/+2, Rüstung 8, Gezielte Sprüche 5, Elementare Magie 5, Freie Magie 4, Weiße Magie 3, MP 40, Klein, Nachladen 3, Säurestrahl, Schutz 2, Wissen, Zauberresistenz 4, Schatz -*.
*) Für gewöhnlich sammeln Schwebende Schädel keine Schätze an, allerdings können sie Schätze – Wissen oder profanerer Natur – hüten. Auch ihre bedauernswerten Opfer können Schätze mit sich geführt haben, wenngleich ein Schwebender Schädel hierfür in den meisten Fällen keine Verwendung hat.
Klein: Aufgrund seiner geringen Größe erhält ein Schwebender Schädel +1 Rüstung.
Nachladen X: Ein Schwebender Schädel regeneriert pro Runde bis zu X MP.
Säurestrahl: Wächterschädel können anstelle eines Bisses und auf eine Entfernung von bis zu 6m einen Strahl konzentrierter Säure speien, der alle organischen Stoffe aufzulösen vermag. In der ersten Runde erhält das Ziel den vollen Schaden. In den Folgerunden wird der Schaden der vorherigen Runde jeweils halbiert (Brüche werden abgerundet). Sofern das Ziel über ausreichend Wasser verfügt und nichts weiter unternimmt, als die Säure damit abzuwaschen, kann es die Wirkung innerhalb von 2 Runden stoppen.
Schutz X: Zum Schutze seiner magischen Kreaturen versah Al-Rashil sie mit einem permanenten Schutzzauber (Weiße Magie 1), der einen zusätzlichen Rüstungsbonus verleiht (und bereits in der Rüstung der Kreatur verrechnet ist). Dieser Zauber kann mittels Zerstörung (Schwarze Magie 7) aufgehoben werden. Ein Schwebender Schädel kann seinen Schutz zusätzlich durch den Zauber Schutz (Weiße Magie 1) verstärken, nicht jedoch über einen Rüstungswert von 14 hinaus.
Wissen: Jeder Beraterschädel verfügt über Expertenwissen in einem Wissensgebiet (Gesamtbonus +12), sowie vertiefende Kenntnisse in bis zu zwei weiteren Wissensbereichen (Gesamtbonus jeweils +8). Wahnsinnige Berater besitzen nur noch Zugang zu ihrem einstigen Fachgebiet, teilen ihr Wissen aber nicht ohne einen Preis zu fordern. Wächterschädel verfügen nicht über Expertenwissen, können aber in bis zu zwei Bereichen auf tiefergehend Kenntnisse (jeweils +8) zurückgreifen.
Zauberresistenz X: Alle Schwebenden Schädel besitzen eine erhöhte Widerstandsfähigkeit gegenüber Zaubern (+X Rüstungsbonus gegen gezielte Zauber).