von Birgit Oppermann & Tobias Freund
Im ersten Text findest du allgemeine Tipps und Infos. Dort geht es zum Beispiel darum, welche Tiere Begleiter sein können, ob Tierbegleiter NSCs sind, wie Waldläufer:innen zu ihren Tieren kommen und was ein Tierbegleiter im Spiel leisten kann.Der zweite Blogartikel zum Thema war eine Liste mit 10 Tierbegleitern und ihren Werten und Möglichkeiten.
Heute folgt der dritte und letzte Text zu diesem Thema. Wir stellen dir 3 Möglichkeiten vor, mit denen ihr das Spiel mit Tierbegleitern noch interessanter gestalten könnt.
1. Tierbegleiter mitwachsen lassen
Wenn ein Tier lange Zeit mit einem Menschen(ähnlichen) unterwegs ist und eine enge Bindung zu ihm pflegt, könnte es sich dadurch nicht verändern? Denkbar wäre es auf jeden Fall. Zum Beispiel könnte ein Tier auf Dauer lernen, die menschliche Kommunikation besser zu verstehen. Es könnte geschickter werden, sich besser an den Lebensrhythmus des Menschen anpassen oder sich auf viele andere Arten weiterentwickeln.
Ihr könntet also als Hausregel festlegen, dass ein Tierbegleiter bei jedem Levelaufstieg des Charakters eine nützliche Eigenschaft oder Fähigkeit dazubekommt. Welche Eigenschaft das ist, entscheidet die Spielleitung. Spieler:innen können aber schon im Lauf des Spiels daran mitwirken, indem sie versuchen, ihrem Tier bestimmte Verhaltensweisen beizubringen.
Ideen für zusätzliche Fähigkeiten:
- Ein Tier kann die Stimmung der menschlichen Bezugsperson besser deuten und entsprechend reagieren. Selbst eine vollkommen lautlose Kommunikation mittels Blicken, kann dann möglich sein.
- Ein ansonsten nachtaktives Tier lernt, in begrenztem Maß auch am Tag zu unterstützen.
- Eine Tierart, die sonst alleine jagt oder kämpft, fügt sich besser als Teil der Gruppe in Kämpfe ein. Insbesondere Rudeltiere mit der besonderen Fähigkeit “Rudeltaktik” können so auch im Zusammenspiel mit ihren Waldläufer:innen einen Bonus im Kampf erhalten.
- Ein eigentlich reviertreues Tier folgt trotzdem dem:der Waldläufer-Freund:in.
- Ein Tier bringt hin und wieder Beute oder interessante Fundstücke, selbst wenn das üblicherweise nicht zum natürlichen Verhalten gehört.
- Die Geschicklichkeit, Stärke oder Intelligenz des Tiers steigt an. Dies kann sich auf verschiedene Arten auch in den Spielwerten niederschlagen:
- Der Kampfbonus erhöht sich um +1.
- Fertigkeiten wie Athletik, List oder Wahrnehmung erhöhen sich um einen Punkt.
- Das Trainieren des Tieres fällt leichter (zusätzlicher +1 Manöverbonus).
- Als allgemeine Faustregel für die maximal mögliche Erhöhung kann hier der Ursprungswert angesetzt werden, d. h. ein Tier mit KB 2 sollte im Laufe der Zeit durch Stufenanstiege nicht mehr als insgesamt 2 Punkte hinzugewinnen können. Die SL muss hier im Einzelfall entscheiden, welche Grenzen für die jeweilige Tierart angemessen sind.
- Das Tier wird widerstandsfähiger gegenüber Verletzungen. Wie stark sich die Trefferpunkte pro Stufenanstieg erhöhen können, sollte in einem gewissen Verhältnis zu den anfänglichen TP bleiben. So könnte man für Tiere mit wenigen TP nur alle 4 Stufen eine Erhöhung erlauben, während Tiere mit höheren Anfangs-TP alle 3, 2 oder sogar auch auf jeder Stufe einen neuen TP hinzugewinnen können. Hier ein Beispiel:
- Anfangs.TP <5 (z. B. Eulen): alle 4 Stufenanstiege
- Anfangs-TP <10 (z. B. Klettenhunde): alle 3 Stufenanstiege
- Anfangs-TP <20 (z. B. Silberlöwen): alle 2 Stufenanstiege
- Anfangs-TP 20+ (z. B. Pferde): auf jedem Stufenanstieg
Seid bei diesen Eigenschaften und Fähigkeiten kreativ! Welche Verhaltensweise könnte für eine bestimmte Tierart denkbar sein und ist außerdem für die Gruppe nützlich? Beachtet dabei trotzdem noch die natürlichen Verhaltensweisen einer Tierart. Diese sollten nur in Maßen und höchstens schrittweise abgelegt werden.
2. Mehrere Tierbegleiter einführen
Die ABOREA-Regeln sehen vor, dass ein:e Waldläufer:in nur einen tierischen Freund zur gleichen Zeit hat. Diesen Grundsatz könnt ihr aber (wie alles andere im Spiel) ändern.
Einerseits könnte im Lauf der Zeit ein zweites Tier dazukommen. Das ermöglicht es, auch Tiere mit höheren Stufen und unterschiedlichen Eigenschaften als Begleiter zu haben, ohne dass sich der Charakter von einem liebgewonnenen Freund aus früheren Zeiten trennen muss.
Andererseits könnten von vorneherein mehrere Tiere der gleichen Art die Nähe des Waldläufercharakters suchen, zum Beispiel ein kleines Wolfsrudel aus zwei oder drei Tieren. Das kann interessante Dynamiken ins Spiel bringen.
Rechnet bei mehreren Tierbegleitern die Stufen zusammen, damit diese weiterhin zum Waldläufercharakter passen! Statt eines Stufe-3-Tieres könnte er drei Tiere der Stufe 1 oder ein Tier der Stufe 1 und ein weiteres der Stufe 2 zum Freund haben.
Bedenkt aber, dass mehrere Tierbegleiter die Situation für die Gruppe und vor allem die Spielleitung noch komplizierter machen! Überlegt, ob ihr daran Spaß habt und diese Komplexität bewältigen könnt.
3. Zauber kreativ einsetzen
In der Spruchliste „Wilde Magie“, die ja für Waldläufer:innen konzipiert ist, finden sich einige Zauber, die ihr im Zusammenhang mit Tierbegleitern kreativ nutzen könnt:
„Pfadfinder“ (Rang 1):
Diese Formung erlaubt es dem Waldläufer mittels der Erweiterung “Tier oder bekannte Person” (+5 MP), innerhalb der Reichweite den schnellsten Weg zu seinem oder ihrem Tierfreund zu finden. Dies kann hilfreich sein, wenn das Tier gefangen wurde oder der Charakter schnell seine Hilfe braucht.
„Helfer“ (Rang 2):
Mit dieser Formung ruft der Waldläufercharakter einen zufälligen Helfer herbei, dessen Art und Handlungsweise von der Spielleitung bestimmt wird. Das könntet ihr erweitern: Mit +3 MP kann der Waldläufercharakter den Tierfreund aktiv zur Hilfe rufen und nicht „nur“ einen zufälligen Helfer. Normalerweise entscheidet ein Tier selbst (bzw. die Spielleitung), ob und wann es aktiv wird. Trotzdem sollte das Verhalten des Tieres auch nach dem magischen Eingreifen noch dessen natürlichen Fähigkeiten entsprechen.
„Animation“ (Rang 3):
Der Zauber Animation könnte (mit Zustimmung der Spielleitung) auch zur Erschaffung eines pflanzlichen Tierfreundes verwendet werden. Für diese dauerhafte Animation ist allerdings eine große Menge an magischer Energie erforderlich (+30 MP), sodass sich diese Möglichkeit überhaupt nur sehr hochstufigen SC bieten wird. Die genauen Fähigkeiten, Spielwerte sowie die Stufe der belebten Pflanze sollten von Spieler:innen und der SL gemeinsam festgelegt werden.
„Animalie“ (Rang 4):
Der Charakter erhält kurzzeitig das Wissen eines Tieres. Er kann zum Beispiel sehen, was das Tier sieht oder gesehen hat. Dieser Zauber bietet vielfältige Möglichkeiten, um die Bindung zum Tierbegleiter zu vertiefen und seine Fähigkeiten zu nutzen. So könnte ein Charakter zum Beispiel durch die Augen seiner Ratte sehen, während diese in einen schmalen Gang läuft. Er könnte spüren, welche Gefahr ein Tier wahrnimmt oder welche Bedürfnisse es hat.
Als zusätzliche Möglichkeit könntet ihr einführen, dass die Animalie auch umgekehrt funktioniert. Das Tier bekäme auf diese Weise einen Einblick in das, was die menschliche Bezugsperson wahrnimmt oder fühlt. Natürlich wird das Tier diese Informationen nur sehr rudimentär und im Rahmen seiner Möglichkeiten interpretieren können.
Eine weitere Sonderregel für diesen Spruch könnte sein, dass der Waldläufercharakter bei seinem eigenen Tierbegleiter keine Berührungsnähe braucht, um den Kontakt herzustellen. Auf diese Weise könnte er mit dem Tier auch über Entfernung in Kontakt bleiben (+1 MP pro Kilometer).
„Tierfreund“ (Rang 5):
Diesen Zauber wird ein Waldläufercharakter nur sehr selten nutzen. Ihr könntet also entscheiden, dass man diesen Zauber auch für zusätzliche Fähigkeiten nutzen kann. Zum Beispiel könnte mit dieser Formung der Charakter Schaden für das Tier übernehmen oder umgekehrt. Auch ein Wechsel des Tierfreundes könnte über diese Formung ermöglicht werden, sollte ein Spieler oder eine Spielerin mit ihrem Tierfreund nicht mehr zufrieden sein oder sich die Umstände verändert haben, sodass der derzeitige Tierfreund den Waldläufercharaktere nicht weiter begleiten kann.
„Wandlung“ (Rang 6):
Mit dieser Formung kann sich ein Charakter in ein Tier verwandeln, natürlich auch in die gleiche Tierart wie sein Tierfreund. Das bietet die Möglichkeit, den tierischen Begleiter auf einer viel tieferen Ebene zu verstehen und mit ihm zu kommunizieren. Die Formung ermöglicht es auch, dem Tierbegleiter in seinem natürlichen Habitat (z. B. Luft oder Wasser) zu folgen.
„Tier“ (Rang 7):
Möchte sich ein Waldläufercharakter nicht gleich vollständig in ein Tier verwandeln, so kann auch diese Formung verwendet werden, um Teilaspekte wie Flügel, Kiemen, Nachtsicht uvm. eines Tieres zu erlangen.
„Leben“ (Rang 10):
Der Zauber ist nicht nur in der Lage “Personen” zurück ins Leben zu rufen, sondern kann auch das Leben eines Tieres retten. Für die Wiederherstellung der grundlegenden Fähigkeiten müssen MP entsprechend der Stufe des Tieres aufgewendet werden, wobei eine Stufe bereits in der Grundfromung (10 MP) enthalten ist. Wird die Option zur Weiterentwicklung von Fähigkeiten verwendet, so muss für jede Stufenerhöhung ein weiterer MP aufgewendet werden. Eine nur teilweise Wiederherstellung gesteigerter Fähigkeiten ist durchaus möglich.
„Aber kann man die Regeln denn so einfach ändern?“
Ja! ABOREA ist euer Spiel und ihr sollt es genau so gestalten, wie es euch den meisten Spaß bringt. Wenn eine Regel euch nicht sinnvoll erscheint oder ihr bessere Ideen habt, dann legt einfach Hausregeln fest.
Wichtig ist eine gute Kommunikation. Besprecht mit der gesamten Spielgruppe, welche Regel ihr euch überlegt habt und welche Konsequenzen die Änderungen für die Gruppe haben könnte. Wird dadurch ein Charakter übermäßig mächtig? Wird das Spiel komplizierter? Fühlen sich andere durch die Sonderregel benachteiligt? Vereinbart im Zweifel eine „Probezeit“ für die neue Regel. Wenn sie den Spielspaß erhöht, darf sie bleiben. Wenn sie sich als wenig hilfreich oder nicht praktikabel herausstellt, ändert ihr sie einfach wieder.
Welche Ideen und Erfahrungen rund um Waldläufer:innen und ihre tierischen Begleiter habt ihr? Und wie geht ihr mit Hausregeln um? Verratet es uns gerne in den Kommentaren!