von Anja Eble
„Katyka! Katyka meine Kleine? Wo bist du nur? Komm zu Mama! Nicht, dass die Wölfe sie geholt haben, es wird doch schon dunkel. Horch, ich glaube ich habe sie lachen hören, da drüben! Mit wem tanzt sie denn da so vergnügt über die Lichtung? Ist das ein Wyrdling? Was für ein Glück, dass es kein Krautschreck ist…“
Walja, auf der Suche nach ihrem abenteuerlustigen Töchterchen Katyka, am Rande des Casnewydd
Großes Leid und tiefer Schmerz, aber auch helle Freude oder wahre Liebe, all dies kann einen Wyrdling erschaffen und nähren. Als Krautschrecken sind die finsteren Vertreter dieser Geschöpfe den meisten Bewohnern des Casnewydd ein Begriff. Auch unter dem Namen Wurzling sind sie vor allem rund um den Ghalgrat bekannt, denn sie sind gemacht aus allem, was das Land gerade aufzubieten hat.
Ihr Verhalten spiegelt die Echos der Emotionen, aus denen sie geboren wurden. Oft sind sie klein und gebunden an den Ort, der die Emotionen bewahrt hat, nicht mehr als ein kurzer Schreck oder eine schöne Begegnung. Einige von ihnen sind größer und mächtiger, und vermögen durchaus Schaden anzurichten – oder Gutes zu tun, ganz bestimmt von dem Gefühl, das sie schuf. Die größeren Wyrdlinge vermögen zu wandern, doch fallen sie zusehends auseinander, je weiter sie sich vom Ort des Emotionsechos entfernen, an dem sie entstanden sind.
Auch wenn die Bevölkerung des Casnewydd mit den Wyrdlingen wohl vertraut ist, so mag kaum jemand wirklich zu sagen, warum sie entstehen oder wer sie erschafft. Es scheint die Natur selbst zu sein, wilde Magie, die sich an einem Ort, an dem starke Gefühle entstanden sind, zu einem Wesen verdichtet.
So findet man die freundliche Form eines Wyrdlings oft im Umkreis eines Dorffestplatzes, so er halbwegs im Schutz des Waldes liegt, denn Dörfer oder Anwesen meiden sie normalerweise. Dort summt oder tanzt der Wyrdling, und spielt mit den Kindern oftmals fangen oder verstecken, und schenkt ihnen Blumenkränze und wilden Honig. Sprechen können die Wesen nicht, aber manche von ihnen vermögen Tierlaute wie Brummen oder Summen von sich zu geben.
Aber es gibt nicht nur die netten, freundlichen Wesen, sondern auch die traurigen, die oftmals über die Waldfriedhöfe der Dörfer wanken und Tränen weinen wie Harz, gelb und klebrig. Ein jeder der in ihre Nähe kommt, wird von solcher Schwermut befallen, dass sogar Selbstmorde unter den Unglückseligen vorkamen, die einem Wyrdling begegneten, der aus der Trauer heraus entstand.
An Orten von Mord und Totschlag, dort wo Kämpfe oder gar Schlachten geschlagen wurden, sowie an Plätzen großen Unglücks aber, leben die Krautschrecken. Sie sind angriffslustig und gefährlich, denn ihnen steht der Sinn nach Blutvergießen und Gewalt.
So wie der freundliche Wyrdling ein humanoides Ding ist, entstanden aus lebendigem Grün, Blumen und sogar Insekten, so entstehen die Krautschrecken und die Trauerlinge oftmals aus Knochen, aus Moos und alten Tierhäuten, Kadavern, Ungeziefer und Totholz. Manche riecht man meterweit, sei es nun, dass sie einen süßen Duft nach Blumen und Nektar verströmen oder aber den ätzenden, fauligen Geruch von Verfall und Moder.
Ihnen allen ist die weitgehend humanoide Form gemeinsam, denn besitzen fast alle Arme, Beine, einen Rumpf und einen Kopf, aber ihre Größe ist sehr variabel. Die meisten Wyrdlinge sind nicht viel größer als Menschenkinder, manche sogar kleiner. Doch einige überragen selbst Riesen, und oft sind die Großen nicht freundlich gesinnt, denn es scheint mehr Schlachtfelder als Tanzplätze zu geben.
Die seltenste Form des Wyrdlings ist der Liebende, denn er entsteht nur dort, wo Liebe so stark ist, dass sie sich als Wyrdling manifestiert. Es gibt einige wenige Geschichten im Casnewydd, die davon erzählen, dass menschlichen Paaren ein Kind des Waldes geschenkt wurde und sie es aufzogen, als wäre es ihr Fleisch und Blut. Die meisten dieser Geschichten finden leider kein gutes Ende – vermögen doch die wenigsten Menschen mit ihnen Fremdem gut umzugehen, und so wendet sich oft das Umfeld gegen die glückliche Familie.
Doch wispert man auch, dass es in den Ausläufern des Ghalgrat, in der Nähe der Ortschaft Gymhort, einen gelehrten Mann geben soll, mit Haut so dunkel wie Holz und Augen in der Farbe von Blütenhonig, der nicht sprechen kann, aber sich auf die Natur versteht wie kein Zweiter. Er wohnt wohl in einer alten, steinernen Hütte im Wald, in der einst ein glückliches Paar viele Jahrzehnte miteinander verbrachte. Sie waren beide Gelehrte und Forscher. Es heißt, das Haus verbirgt nur den Eingang zu einem Labyrinth an Gängen, tief unter dem Ghalgrat und birgt eine gigantische Bibliothek, denn das Paar hat zeitlebens geforscht. Der Mann aber sei wohl ihr Kind und ein Wyrdling.
Wyrdling (SG 3)
Die aus positiven Emotionen geborenen Wyrdlinge erreichen meist nur die Größe eines Menschen, sind häufig aber viel kleiner.
TP 20, INI +1, Klauen KB 4, Schaden -1, Rüstung 7, Regeneration 1, Tarnung 3, Verwundbar (Feuer), Wiederauferstehung, Zauberresistenz +3, Schatz A.
Tarnung X: Ein Wyrdling ist kaum von der Umgebung zu unterscheiden, wenn er wartend und beobachtend regungslos verharrt. Alle Manöver zur Wahrnehmung der Kreatur sind um den angegebenen Wert erschwert.
Verwundbar (Feuer): Da der Körper eines Wyrdlings größtenteils aus brennbaren Materialien wie Holz, Laub, Ästen und Moos besteht, ist er besonders anfällig gegenüber Feuer. Der Schaden durch Feuer wird vervierfacht.
Wiederauferstehung: Auch wenn ein Wyrdling besiegt wird, so kann er doch nicht getötet werden. Selbst wenn man ihn in tausend Teile hackt, wird er immer wieder innerhalb eines Tages auferstehen, sofern er nicht endgültig vernichtet wird. Dies ist jedoch kein leichtes Unterfangen und erfordert in der Regel bestimmte Rituale oder eine spezielle Handlung.
Trauerling (SG 7)
Geboren aus Trauer und Kummer ist dieser Wyrdling im Durchschnitt etwa so groß wie ein ausgewachsener Ork.
TP 40, INI +0, zwei Klauen KB 6, Schaden +0, Rüstung 8, Mehrfachangriff, Regeneration 1, Verwundbar (Feuer), Verzweiflung, Wiederauferstehung, Zauberresistenz +3, Schatz C.
Verzweiflung: Alle empfindungsfähigen Wesen in 3 m Umkreis um den Trauerling, müssen ein Manöver (IN oder CH) gegen MS7 bestehen, andernfalls werden sie von Schwermut, tiefer Trauer oder größter Verzweiflung übermannt, solange sie sich in der Nähe des Trauerlings aufhalten. Ein Charakter unter dem Einfluss von Verzweiflung erleidet für jeden Punkt, um den das Manöver scheiterte, einen Malus von -1 auf alle Angriffe und geistigen Manöver (basierend auf IN oder CH).
Krautschrecken (SG 11)
Diese furchterregende Abart der Wyrdlinge besitzt die durchschnittliche Größe eines Ogers, kann aber auch sehr viel größer werden.
TP 60, INI -1, zwei Klauen KB 8, Schaden +1, Rüstung 9, Angst (SG 10), Gestank, Mehrfachangriff, Regeneration 2, Verletzlich (Feuer), Wiederauf- erstehung, Zauberresistenz +3, Schatz D.
Gestank: Der Gestank in einem Umkreis von 6 m um einen Krautschrecken verschlägt selbst den hartgesottensten Wesen im wahrsten Sinne des Wortes den Atem. Sie müssen ein Manöver (IN oder KO) gegen MS8 bestehen, andernfalls führen die bestialischen Ausdünstungen der Kreatur zu Übelkeit und Erbrechen, solange sie sich in seiner Nähe aufhalten. Ein Charakter unter dem Einfluss von Gestank erleidet einen Malus von -2 auf alle Angriffe und Manöver.
Verletzlich (Feuer): Im Gegensatz zu einem Wyrdling besteht der Kraut- schrecken nur zum Teil aus brennbaren Materialien, weshalb er weniger anfällig gegenüber Feuer ist. Der Schaden durch Feuer wird lediglich verdoppelt.