Monster des Monats: Kristallschreiter

von Anja Eble

„Er war wunderschön, klar wie Wasser, durchzogen von Fäden feinsten grünen Gespinstes im ganzen Körper. Nur der Kopf war im Inneren wie ein dichtes Knäul von pulsierenden Fäden, die aus sich selbst heraus schwach leuchteten. Er bewegte sich lautlos, ich hatte ein Knirschen erwartet, aber da war kein Geräusch. Leise und scheinbar leicht und so tödlich. Ich habe noch nie einen so großen gesehen, ich kenn ja sonst nur diese kleinen Biester, aus denen wir das Glas für die reichen Herren machen. Aber der hier war anders. Abbautrupp 7 hatte keine Chance. Er kam aus der Dunkelheit des Stollens und ich konnte gerade noch sehen, wie sich seine beiden Arme zu langen Kristallklingen umformten und dann metzelte er sie ohne ein Wort nieder und ich bin gerannt so schnell ich konnte. Wir müssen nah an einer großen Kaverne sein. Das ist ein gutes Zeichen.“

Kaverneninspektor Barlak berichtet von dem Kristallschreiter-Zwischenfall in Schacht 19

Kristallschreiter sind vor allem bei Bergleuten bekannt, denn die meisten dieser Wesen finden sich in größerer Tiefe in den Bergen und Höhlen des Casnewyyd. Nur selten sieht man sie unter freiem Himmel oder in alten Gemäuern. Angeblich gibt es einige wenige, die in der Lage sind zu kommunizieren, auch wenn keiner von ihnen eine Stimme hat. Sie haben Aufgaben, als Wächter oder als Meuchler, doch ist ihre Existenz für die meisten Leute eher etwas, was in eine Märchengeschichte gehört, als auf einen Marktplatz ins helle Sonnenlicht.

Der Keim eines Kristallschreiters ist eine Art Schleimwesen, wohl eine Abart des tumben Verliesschleimes, aber deutlich höher entwickelt und intelligenter als der fresssüchtige Blob, der auf der Suche nach Nahrung durch die Unterwelt kriecht.

Der Kern eines Kristallschreiters geht eine Symbiose mit dem Kristall ein, bindet sich an den Körper, den er formt und trägt ihn gleichsam wie eine Rüstung. Einmal mit dem Kristall verbunden, ist der Schleim nicht mehr in der Lage, ohne diesen zu existieren. Je älter und erfahrener im Umgang die Schleime mit ihrem Kristallkörper werden, umso größer werden sie und mit der Kontrolle des Kristalls zwar geübter, doch auch weniger in der Lage, die Nachteile der Bindung an diese Form abzustreifen. Während junge Kristallschreiter oft nicht mehr sind als glitzernde, schwach leuchtende Pfützen aus Kristallglibber, die Scheinarme auszubilden vermögen und ein Maul mit spitzen kristallinen Zähnen formen, so ist ein großer Kristallschreiter zumeist von humanoider Form. Nur wenige wählen mehr als zwei Arme und Beine für sich.

Durch Umorganisation der Kristallgitter, teils mit deutlicher Entwicklung von Hitze oder Druck, sind Kristallschreiter in der Lage, ihre Form sehr kontrolliert zu ändern. Große Veränderungen erfordern aber einiges an Zeit, aber es wurde schon von Kristallschreitern berichtet, die unter Türritzen hindurch flossen und Gliedmaßen zu glühenden Waffen formten.

Die Wahl des Baumaterials für den Körpers ist ganz unterschiedlich und bedingt durch das, was die Umgebung zu bieten hat. Es gibt Berichte über Kristallschreiter aus den unterschiedlichsten kristallinen Materialien. Die meisten bestehen aus Mineralien, doch es gibt auch solche aus Metall, Salz   oder sogar aus Eis und erkaltender Lava. In den Legenden der Bergleute wird von einem Kristallschreiter aus Diamant berichtet, doch die meisten sind aus Quarz, in den verschiedensten Farben, von nahezu farblos bis hin zu schimmernd wie der Regenbogen selbst. Der Schleim, der den Kristallkörper mit seinem Gewebe durchzieht und lenkt, ist zumeist blassgrünlich, durchscheinend und leuchtet ein wenig aus sich selbst heraus. Da vor allem Quarze gewisse elektrische Eigenschaften haben, können Verformungen des Kristallkörpers zu elektrischen Spannungen und Funken führen, die gerade von den Wächterschreitern auch als Waffe eingesetzt werden.

Kristalle wachsen in der Regel symmetrisch und durch ruckartige Verschiebungen im Kristallgitter vermögen die Kristallschreiter sowohl geometrische Muster auf ihrer Oberfläche zu erschaffen, als auch Beschichtungen und teils sogar Legierungen zu nutzen oder die Lumineszenz des Schleimkernes zielgerichtet an bestimmten Punkten ihres Körpers zu bündeln. 

Kristallschreiter entstehen durch zwei verschiedene Prozesse, entweder in einer Schmelze durch Unterkühlung, oder aber durch Dampf und der Übersättigung einer Lösung aus der der Kristall dann ausfällt und sich nach dem Wunsch des Schleimes formt. Während es nur wenige Eisschreiter gibt, die in großen Höhlen im Inneren von Gletschern entstehen, so scheint gerade im Bereich des Casnewyyd in den Bergen des Ghalgrat die Voraussetzung zur Entstehung mithilfe von Hitze erstaunlich gut zu sein.

In Höhlen und Täler hoch oben in den Bergen waschen heiße Quellen nötige Elemente aus, um die Bildung von Kristallkörpern erst möglich zu machen, doch zumeist entsteht die Symbiose von Schleim und Kristall in größerer Tiefe. Die Luft muss fast vollständig mit Wasserdampf gesättigt sein und Temperaturen um die 50 Grad aufweisen, eine für Menschen gefährliche Umgebung. Die Konstanz der Temperaturerhaltung ist wohl sehr wichtig, für das Wachstum der Kristalle und Bergleute berichteten immer wieder, dass es größere Kristallschreiter gibt, die Kammern ganz wie Bienenwaben verschlossen zu halten versuchten, damit sich andere Schleimwesen an einen Körper binden und ihn wachsen lassen konnten. Die Bergleute nennen diese Bruthöhlenansammlungen Kristallpfuhle und sie haben immer mindestens einen Wächter.

Angeblich soll es tief im Berg sogar eine ganze Stadt aus Quarz geben, ein unterirdisches, schimmerndes Labyrinth in dem die Kristallschreiter leben, auch wenn niemand genau weiß, womit sie ihre Zeit verbringen. Nur sehr selten kommt eine Unterhaltung mit den Wesen zustande und sie beruht nie auf dem gesprochenen Wort.

Der Gelehrte Manetti aus Padova besitzt einen alten Folianten, der angeblich von einem Kristallschreiter selbst geschrieben wurde. Er erhielt das Buch als kleiner Junge von seinem Urgroßvater am Sterbebett und hütet das Erbstück wie seinen Augapfel. Nur wenigen hat er bisher erlaubt, einen Blick hinein zu werfen und er duldet keine Abschriften, da es wohl ein sehr persönliches Reisetagebuch zu sein scheint.   

Im Casnewydd finden sich immer wieder kleinere Wohnhöhlen der Kristallschreiter. Zumeist sind die Zugänge geschützt durch Kolonien von großen Taumbel-Fledermäusen, deren Exkremente auf dem Höhlenboden berüchtigt sind für die Auslösung eines schweren Fieberwahns mit Orientierungslosigkeit und Halluzinationen. So mancher, der das Pech hatte in eine solche Höhle zu stolpern, kam bei der Begegnung mit dem Kristallschreiter dann um, weil er hilflos durch den Fledermausdung stolperte und nicht mehr Herr seiner Sinne war. Aber diese Höhlen, so sie gefunden werden, sind für die, die gierig und risikobereit sind zumeist ein guter Startpunkt, um Spiegelsteine zu suchen.

Die Spiegelsteine sind eine kleinere Abart der Kristallschreiter. Es sind kleine, wabenförmige Wesen mit kurzen Gliedmaßen, selten höher als einen Schritt, die in Rudeln in geringer Tiefe leben. Ihre Oberfläche ist spiegelnd wie ruhiges Wasser und das Torso-Innere durchsichtig mit hauchfeinen bunten Adern durchzogen. Die Körper sind gut in dünne, aber stabile Platten spaltbar, die vor allem bei denen, die nicht aufs Geld gucken müssen beliebt sind. Spiegelstein ist eben, nahezu transparent, ohne Lufteinschlüsse wie Glas und gleichmäßig dick. Es wird zur Fertigung von Fensterscheiben und kunstvollen Laternen genutzt. Gerne werden auch Aufbewahrungs- und Schaukästen für Kostbarkeiten wie Schmuck oder Parfüm daraus gefertigt. Klein zerrieben wird es zu „Sternenstaub“, der die Schminke reicher Damen zum Glitzern bringt und Schreibtinten beigemengt wird. Ganz Dekadente mischen es in den Sand der Villengärten und genießen ihren Spaziergang im funkelnden Sand.

Eine Weile lang versuchten findige Verkäufer die Spiegelsteine zu züchten, doch der Erfolg blieb aus und so wurde der Versuch bald wieder aufgegeben. Die Jagd nach den schimmernden Wesen beschert einigen Familien ein besseres Einkommen, als es das Bauernleben oder die Köhlerei erlauben.

Die kleinen Spiegelsteine sind makellose, scheinbar identische Wesen, doch trifft das nicht immer auf ihre großen Verwandten, die Kristallschreiter zu. Tatsächlich passieren bei der Bildung der Kristalle wohl auch Fehler. Es kommen Unregelmäßigkeiten im Kristall, Einlagerungen oder Löcher und Hohlräume, manche offen, andere geschlossen vor. Auch verdoppelte Ansätze, zwei Köpfe oder Fehler bei der Bildung der Extremitäten, wie zwei Hände am Arm können entstehen. Solche Exemplare trifft man fast ausschließlich oberirdisch und wenn man dem Tagebuch des Manetti glauben will, so handelt es sich bei diesen Wesen um Ausgestoßene.

Geraten Kristallschreiter in eine ausweglose Lage, so greifen einige zur Selbstzerstörung und ihr Körper explodiert. Ob sie dies machen, weil sie hoffen sich aus den Trümmern wieder regenerieren zu können, ist nur eine Vermutung. Aber die Zerstörung des Körpers scheint nicht immer den Schleim zu töten. In letzter Zeit machen Geschichten die Runde, über einen unglücklichen Helden, der einen Helm aus Kristall trägt und sich seitdem mehr als merkwürdig verhält. Alte Legenden berichten über Waffen und Gliedmaßen aus Kristall, die dazu neigten, dem Leben ihrer Besitzer eine ungewohnte neue Richtung zu geben und ihnen Handlungen einzuflüstern. Wieviel Wahrheit in den Geschichten steckt, vermag man aber nur zu vermuten.

Eisschreiter, jung (SG 7)

TP 40, INI +1, Biss/Klauen, Schaden -2/-1, KB 5/5, Rüstung 8, Elementarangriff (Eis) 1, Explosion 6, Immunität (Kälte), Mehrfachangriff, Regeneration 2, Verwundbar (Feuer), Schatz -.

Eisschreiter, alt (SG 11)

TP 80, INI +0, Biss/Klauen, Schaden -1/+0, KB 10/10, Rüstung 10, Elementarangriff (Eis) 2, Explosion 9, Immunität (Kälte), Mehrfachangriff, Regeneration 3, Verwundbar (Feuer), Schatz -.

Kristallschreiter, Spiegelstein (SG 1)

TP 5, INI +2, Biss, Schaden -3, KB 1, Rüstung 8, Immunität (Elektrizität/Feuer), Verletzlich (Schall), Schatz *.

Kristallschreiter, jung (SG 9)

TP 50, INI +1, Biss/Klauen, Schaden -2/+0, KB 5/5, Rüstung 9, Elementarangriff (Elektrizität) 1, Explosion 6, Immunität (Elektrizität/Feuer), Mehrfachangriff, Verletzlich (Schall), Schatz *.

Kristallschreiter, alt (SG 11)

TP 75, INI +0, Biss/Klauen, Schaden -1/+1, KB 9/9, Rüstung 10, Elementarangriff (Elektrizität) 2, Explosion 8, Immunität (Elektrizität/Feuer), Mehrfachangriff, Verletzlich (Schall), Schatz *.

Kristallschreiter, Wächter (SG 12)

TP 100, INI -1, Biss/Klauen, Schaden +0/+2, KB 12/12, Rüstung 11, Elementarangriff (Elektrizität) 2, Explosion 10, Immunität (Elektrizität/Feuer), Mehrfachangriff, Verletzlich (Schall), Schatz *.*) Kristallschreiter führen zwar keine Schätze mit sich, besitzen jedoch einen gewissen „Materialwert“ (10 GF pro TP). Ein explodierter Kristallschreiter ist allerdings nur noch einen Bruchteil wert (1 GF pro TP).

Elementarangriff (Element) X: Zusätzlich zum normalen Schaden eines Angriffs richtet die Kreatur weiteren +X Elementarschaden an.

Explosion X: Ein in höchste Bedrängnis geratener Eis- oder Kristallschreiter kann seine Existenz in einer gewaltigen Explosion ein Ende setzen. Der Spielleiter führt gegen alle Kreaturen im Umkreis von 6 Metern einen Angriff mit einem OB von X aus. Zusätzlich zu dem durch Splitter verursachten Schaden (Grundbonus +0) erhält jedes Ziel im Explosionsradius zusätzlich den angegebenen Schaden des Elementarangriffs.

Immunität (Element): Die Kreatur ist vollständig immun und erleidet keinen Schaden bei Angriffen durch dieses Element. Eisschreiter werden sogar durch Angriffe mit Eis oder Kälte geheilt (TP in Höhe des Grundschadens).

Mehrfachangriff: Eis- und Kristallschreiter können in einer Runde sowohl mit ihrem Biss, als auch mit beiden Klauen angreifen (insgesamt also 3 Angriffe). Die durch den Mehrfachangriff entstehenden Malusse sind bereits eingerechnet. Sofern das Wesen nur einmal angreifen sollte, erhöht sich der KB um 2.

Regeneration X: In jeder Runde heilt die Kreatur X Trefferpunkte.

Verletzlich (Schall): Schallangriffe wie z. B. durch den Zauber Explosion (Freie Magie 4) oder starke Druckwellen wie durch die Formung Stoßwelle (Freie Magie 9) verursachen bei einem Kristallschreiter doppelten Schaden. Auch die Bardenformung Elemente (Bardenmagie 7) kann dem Wesen auf diese Weise schaden, sofern sich der Barde für das Element „Schall“ (Luft) entscheidet.

Verwundbar (Feuer): Ein Eisschreiter ist gegenüber Feuerangriffen besonders verwundbar (vierfacher Schaden).

Waffen aus Kristallschreiterkristall

Kurze Klingenwaffen, Lange Klingenwaffen, Bolzen/Pfeile, sowie Stichwaffen die aus dem Kristall eines Kristallschreiters gefertigt werden, erhalten +1 Schaden aufgrund der erhöhten Schärfe, zerbrechen jedoch bei einem automatischen Fehlschlag (gewürfelte 1 bei Angriffswurf) mit einer Wahrscheinlichkeit von 10% (1 auf einem Würfel).

Pfeile und Bolzen werden beim Auftreffen auf eine harte Oberfläche (wie z. B. eine Rüstung oder dicke Haut) automatisch zerstört, was bei einem Treffer ihren Schaden um weitere +1 auf insgesamt +2 erhöht.

Kosten/Dauer pro kg der Waffen: 1000 TT (18 Tage)

Kosten/Dauer pro Pfeil/Bolzen: 80 TT (6 Stunden)

Rüstungen aus Kristallschreiterkristall

Rüstungen wie Halbe Platte, Plattenpanzer, Ritterrüstung, sowie Schilde erhalten einen +2 Rüstungsbonus gegen Feuer und Elektrizität, bieten gegen Wuchtwaffen (und Schallangriffe) allerdings weniger Schutz (-1 Rüstung). Ein kritischer Treffer mit solch einer Waffe kann die Rüstung sogar zerstören (1-2 auf einem Würfel) und dem Träger zusätzlichen Schaden zufügen (+1 Schaden).

Kosten/Dauer pro kg der Rüstung: 3000 TT (28 Tage)

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